Eine Optimierung des laufenden Betriebs der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach (VSB) könnte das finanzielle Ergebnis des Theaters mittelfristig um rund 690 000 Euro jährlich entlasten. Zu diesem Schluss kommt ein unabhängiges Gutachten der Münchner Unternehmensberatung actori. Um dieses jährliche Optimierungspotenzial zu realisieren, sind jedoch laut actori zunächst Einmalinvestitionen von rund 325 000 Euro nötig, unter anderem für effizientere technische Ausstattung und ein elektronisches Kundenmanagement-System. Durch verbesserte Ressourcennutzung ließe sich zudem mit sogar leicht positivem Ergebniseffekt die Zahl der Veranstaltungen erhöhen. 16 Vorstellungen mehr könnten laut actori durch eine längere Spieldauer einzelner Inszenierungen und die schrittweise Einführung eines Repertoires möglich werden.
Reduzierungen des Zuschussbedarfs über diese Szenarien hinaus würden laut Gutachten nur durch einschneidende Eingriffe möglich. Um Einsparungen in der Größenordnung von weiteren rund drei Millionen Euro (zu heutigen Preisen) zu erreichen, die nötig sind, um den Zuschuss 2014 in etwa auf dem heutigen Niveau halten zu können, wäre eine Kombination von drastischen Maßnahmen nötig. Dazu könnten die Streichung von drei Neuproduktionen mit fast 40 Vorstellungen, die Schrumpfung des Orchesters auf die Größe eines C-Orchesters durch Abbau von 16 Musiker-Stellen sowie die Schließung des Balletts gehören. Die Münchner Berater von actori warnen allerdings davor, mit einem derart weit reichenden Maßnahmenpaket „eine mögliche Abwärtsspirale für das Theater in Gang zu setzen“, die letztlich auch finanziell kontraproduktiv wäre.
Das Gutachten zeigt auch, dass sich die Städte einen erheblichen Teil der bislang für die VSB aufgewendeten Gelder durch eine organisatorische Neuordnung sparen könnten: Die Umsetzung des bereits seit längerem diskutierten „Modells 4“ würde in diesem Zusammenhang helfen, nach vollständiger Umsetzung aller Maßnahmen jährlich voraussichtlich rund 400 000 Euro der insgesamt rund 3,2 Millionen Euro einzusparen, welche die Städte gegenwärtig für die Bereitstellung der Häuser außerhalb des direkten Zuschusses aufwenden. Das Modell sieht vor, dass die Bühnen Aufgaben, die heute durch die Stadtverwaltungen ausgeführt werden, eigenständig übernehmen und so zum Beispiel auch die Bereitstellung eines jeweils „spielfertigen Hauses“ für die Vorstellungen selbst gewährleisten. Auf diesem Wege könnten nicht nur bisherige Schnittstellenprobleme beseitigt werden. Das Theater hätte darüber hinaus die Möglichkeit, zahlreiche interne Prozesse stärker an seinen speziellen Bedürfnissen auszurichten. Dazu gehört auch der Einsatz von spezifisch geschultem Personal oder etwa die Vergabe einzelner Aufträge an externe Dienstleister.
actori empfiehlt die Umsetzung dieses „Modells 4“ ebenso nachdrücklich wie eine Überarbeitung interner Prozesse und Verantwortlichkeiten als Grundlage aller weiteren Maßnahmen. „Ohne diese strukturellen Veränderungen“, so Dr. Patrick Roy, als Partner und Prokurist bei actori auch verantwortlich für das VSB-Gutachten, „werden sich die finanziellen Potenziale der übrigen aufgezeigten Stellhebel keinesfalls komplett erschließen lassen.“ In diesem Zusammenhang legen die Berater auch nahe, die Rechtsform der VSB zu überdenken. Denn die Umsetzung des „Modells 4“ ist im Hinblick auf den aktuellen Status der VSB als GbR allenfalls unter Schwierigkeiten möglich.
Abschließend betonen die Münchner Experten, dass alle im Gutachten bezifferten Potenziale erst nach rund drei bis fünf Jahren ihre volle Wirksamkeit entfalten, da zahlreiche Maßnahmen nur schrittweise umzusetzen sind und veränderte, effizientere Prozesse sich in ihrem Zusammenspiel erst einschwingen müssen. Die Beschäftigung mit der kurzfristigen Deckungslücke im Budget des Theaters war explizit nicht Teil des bereits im Sommer 2008 erteilten Untersuchungsauftrags an actori. Mit dem vorliegenden Gutachten können die VSB und ihre Träger, die Städte Krefeld und Mönchengladbach, nun auf einer objektivierten Grundlage aber die Suche nach tragfähigen strukturellen Finanzierungslösungen für die mittel- und langfristige Zukunft fortsetzen. So urteilen auch Dr. Gert Fischer und Roland Schneider, die Kulturdezernenten der Städte Mönchengladbach und Krefeld, dass das actori-Ergebnis „auf Grund seiner Klarheit und seiner detaillierten wie umfassenden Untersuchung denkbarer Mittelfrist-Optionen“ als zentraler Bezugspunkt der künftigen Diskussion um die Zukunft des Theaters gesehen werden muss. Generalintendant Jens Pesel bestätigt dies seitens der VSB, indem er betont, dass „alle Daten und Analysen intensiv mit dem Theater diskutiert und abgestimmt“ wurden. „Diese in einem sehr professionellen und transparenten Prozess erarbeiteten Ergebnisse tragen den komplexen Zusammenhängen unseres Theaterbetriebes absolut Rechnung“, so Pesel weiter.
Absätze
Quelle
http://www.krefeld.deMore on the topic