„Wahrnehmung und Erfahrung sind etwas sehr Persönliches, stellen sich für jede und jeden von uns anders dar, und auch im Theater ist man in den Momenten, die am stärksten berühren, alleine. Vielleicht haben wir aus diesem Grunde die selbstgewählten Begegnungen in unserem Programm erweitert, in denen man entscheiden kann, wann man einen Raum betritt, wie lange man darin verweilen mag, wie schnell man ihn verlässt und ob man wiederkommt.“
(Heiner Goebbels im Editorial des Programmbuchs 2013)

Heiner Goebbels, Künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale 2012/2013/2014 und Lukas Crepaz, Geschäftsführer der Kultur Ruhr GmbH, stellen heute in Bochum die vorläufige Bilanz der Ruhrtriennale 2013 vor. Die Ruhrtriennale endet am Wochenende, 5./6. Oktober 2013, mit der Verleihung der Children’s Choice Awards in Duisburg, dem Tanzstück Vortex Temporum von Anne Teresa De Keersmaeker und Le Sacre du Printemps in einer konzertanten Aufführung von MusicAeterna aus Perm/Russland unter dem Dirigenten Teodor Currentzis in der Bochumer Jahrhunderthalle.

Im zweiten Jahr unter der Leitung des Komponisten und Theatermachers Heiner Goebbels stiegen die Zuschauerzahlen deutlich. Mit 90% wurde die höchste Auslastung seit Bestehen des Festivals erreicht. Rund 49.400 Tickets wurden für die Produktionen 2013 vergeben. Darüber hinaus sahen rund 23.000 Besucher die Installation test pattern von Ryoji Ikeda, rund 12.000 die Videoinstallation von Douglas Gordon in der Mischanlage der Kokerei Zollverein und hochgerechnet (Laufzeit bis 6. Oktober) rund 8.300 Zuschauer die Unguided Tour von Stifters Dinge in der Duisburger Kraftzentrale. In den Zuschauerzahlen unberücksichtigt bleiben die zahlreichen Besucher der Installationen Tower / Instant Structure for Schacht XII der Künstlergruppe rAndom International, produziert von Urbane Künste Ruhr, sowie Agora/Arena von Mischa Kuball und wall window workshop 2013 von Dan Perjovschi in und um die Jahrhunderthalle Bochum.

Zahlreiche Aufführungen waren ausverkauft, darunter die Musiktheaterproduktionen Delusion of the Fury und Das Mädchen mit den Schwefelhölzern, die Tanzproduktionen CRACKz und Partita 2, das Konzert Ikon of Light, sowie einzelne Aufführungen von FC Bergman, The Last Adventures, Massive Attack V Adam Curtis, Stifters Dinge, einige Konzerte im Maschinenhaus der Zeche Carl sowie viele der tumbletalks und freitagsküchen.

Die Produktion mit den meisten Aufführungen war Situations Rooms von Rimini Protokoll mit mehr als 100 ausverkauften Vorstellungen à 20 Personen.

Besucherstärkste Produktionen 2013 waren das Ciné-Concert Massive Attack V Adam Curtis mit rund 7.500 Zuschauern, diesem folgend Das Mädchen mit den Schwefelhölzern mit 5.900 und Harry Partchs Delusion of the Fury mit 5.000 verkauften Tickets.

Insgesamt brachte die Ruhrtriennale vom 23. August bis 6. Oktober 2013 mehr als 800 internationale Künstlerinnen und Künstler in die Metropole Ruhr. Über 200 Vorstellungen von 43 Produktionen, darunter rund 20 Uraufführungen, Neuproduktionen, Europäische Erstaufführungen und Deutschlandpremieren sowie Konzerte und Künstlergespräche verwandelten die herausragenden Industriedenkmäler der Region in spektakuläre Aufführungsorte für Musik, Bildende Kunst, Theater, Film, Tanz und Performance.

Ausblick 2014 – Eröffnung mit De Materie von Louis Andriessen
Die Ruhrtriennale bringt zur Eröffnung der Spielzeit 2014 ein weiteres exzeptionelles Meisterwerk des Musiktheaters im 20. Jahrhundert zur Aufführung: De Materie (1984-88) für Solisten, Sprecherinnen, Vokalisten und großes Ensemble. Diese erste große Musiktheaterarbeit des niederländischen Komponisten Louis Andriessen ist seit ihrer von Robert Wilson inszenierten Uraufführung 1989 in Amsterdam nicht mehr szenisch realisiert worden. Louis Andriessen, geboren 1939, ist einer der herausragenden Komponisten Europas und eine Schlüsselfigur der zeitgenössischen niederländischen Kunstszene. Seine Musik, die Einflüsse von Strawinsky aufnimmt und sich gegenüber vielen Genres der populären Musik offen zeigt, ist gekennzeichnet durch die Verbindung von vorwärtsdrängender Energie, von Sparsamkeit und Klarheit des Materials und von charakteristischen Klangerfindungen, oft dominiert durch die Schärfe von Holz- und Blechbläsern, Klavieren und elektrischen Gitarren. Einem breiteren internationalen Publikum ist Andriessen durch seine Opernarbeiten mit Peter Greenaway bekannt geworden, die in den 90er Jahren an der Niederländischen Oper in Amsterdam aufgeführt wurden.
Mit dem Ensemble Modern Orchestra und dem ChorWerk Ruhr.
Musikalische Leitung — Peter Rundel / Regie — Heiner Goebbels

Die Ruhrtriennale 2014 startet am 15. August und endet am 28. September 2014.