200 Millionen Euro mehr für den Bundeskulturhaushalt 2026 sind grundsätzlich eine gute Nachricht, die auch in den Kulturvereinigungen der Länder begrüßt werden wird, gerade auch in einem Bundesland mit einer kulturellen Dichte wie der Nordrhein-Westfalens. Die Mittelsteigerung ist substanziell, punktuelle Aufstockungen zeigen Fokus auf Film, Kulturbauten sowie Gedenkarbeit. Für die Musikszene in NRW sind zumal die beiden Musikfonds und die Initiative Musik wichtig.
In einer Pressemitteilung würdigt der Kulturstaatsminister den vom Kabinett gebilligten Haushalt und betont, dass die Bundeskulturförderfonds stabilisiert werden. Dies entspricht der Vereinbarung im Koalitionsvertrag von CDU und SPD. Mit den sechs Bundeskulturförderfonds profitiert unter anderem der Amateurmusikfonds. Die insgesamt acht Fonds erhalten ein Budget von zusammen 28 Millionen Euro im Jahr 2026. „Die lebendige freie Szene, die stark in der Fläche wirkt, wird gestärkt“, stellt der Kulturstaatsminister fest und fügt hinzu: „Die Kulturförderfonds sind eine wichtige Säule für die Vielfalt und öffnen die Räume für den Diskurs vor Ort.“
Der Fonds Soziokultur profitiert jedoch nicht, was auch aus Sicht des nordrhein-westfälischen Musiklebens eine falsche Entscheidung ist. Der Fonds ist für 2026 mit 2,9 Mill. Euro angesetzt, was verglichen mit 5,25 Mill. Euro im Jahr 2024 eine drastische und im Vergleich zu 2025 immer noch eine deutliche Reduzierung bedeutet. (2024 erreichten den Fonds Soziokultur Förderanträge im Volumen von rund 32 Mio. Euro, in 2025 bislang im Volumen von 24,8 Mio. Euro.) Dieser Fonds ist für fast alle Sparten des Kulturlebens wichtig. Die kontinuierliche Arbeit der soziokulturellen Zentren ist gerade auch im Musikleben von infrastruktureller Bedeutung. Für Bands etlicher musikalischer Genres bieten die Zentren erste und wichtige Auftrittsmöglichkeiten und stellen für viele Initiativen Foren und Räume bereit.
Kritisch sehen wir auch, dass der Festivalförderfonds 2026 von vier auf zwei Millionen Euro halbiert ist. Dieser erst 2023 neu eingeführte Fonds unterstützt Musikfestivals, die Schwerpunkte etwa in der Nachwuchsförderung, in einer anspruchsvollen Programmplanung oder im Engagement für ökologische Nachhaltigkeit setzen. Auch hier muss im Haushalt dringend nachgebessert werden.
Auch der Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft fällt im Bundeshaushalt auf: Während die Filmförderung mit fast 250 Millionen Euro nahezu verdoppelt wird (Deutscher Filmförderfonds und German Motion Picture Fund), sieht es für die übrige Kultur- und Kreativwirtschaft nicht gut aus. Dabei ist die Musikwirtschaft eine existenzielle Grundlage für viele Musikgenres und gleichzeitig in einer Zeit rasant veränderter Erlösmodelle besonders verletzlich. Die zunehmende Dominanz großer Streaming-Plattformen führt dazu, dass ein Großteil der Einnahmen an einige wenige internationale Konzerne fließt, während viele unabhängige Künstlerinnen und Künstler sowie Labels nur geringe Anteile erhalten. Die Einnahmen aus physischen Tonträgern sind stark zurückgegangen und auch Live-Veranstaltungen wurden durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie langfristig beeinträchtigt. Um diese wichtige kulturelle Infrastruktur aufrechterhalten zu können, ist öffentliches Engagement erforderlich.