Benjamin Scheuer
Benjamin Scheuer  
Photo:  Astrid Ackermann

Der mit 20.000 Euro dotierte Hindemith-Preis zeichnet im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festival herausragende zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten aus. Im kommenden Jahr geht der 36. Hindemith-Preis an den in Hamburg lebenden Komponisten Benjamin Scheuer, der auf der Suche nach ungewöhnlichen Klängen seine eigene Stimme gefunden hat.  

Melodien eines singenden Papageis, Geräusche von ein- und ausfahrenden Zügen aus dem Hamburger Bahnhof, Lachanfälle oder brummendes Schnarchen sind nur einige der im Alltag gefundenen Klänge, die Benjamin Scheuer auf die Bühne bringt. Seine Werke sind spielerisch-humorvoll, erzählen Geschichten und eröffnen durch ihre sprachähnliche Struktur einen weiten Assoziationsraum. »Meine Musik soll unterschiedliche Anknüpfungspunkte bieten, so mag eine Person ein Stück als lustig empfinden und eine andere Person als deprimierend«, sagt der 37-Jährige. Wie ein Forscher sucht Benjamin Scheuer nach eigenartigen Klängen – und wird nicht nur fündig bei allerlei Alltagsgeräuschen, sondern auch bei quietschenden Gummischweinen oder Instrumenten wie dem »Waldteufel«, einem schnarrenden Perkussionsinstrument. In der gemeinsamen Arbeit mit Musikerinnen und Musikern ergründet er neue Spieltechniken und Ausdrucksweisen, um das traditionelle Klangrepertoire der Instrumente zu erweitern. »In der Musik geht es darum, neue Wege zu finden. Zeitgenössische Musik hat Unterhaltungspotenzial und niemand soll sich langweilen, egal ob Schulklasse oder Fachpublikum.« 

Die vielfältige Klangpalette des Komponisten sowie die Leichtigkeit seiner Werke überzeugte die Jury des Hindemith-Preis 2025: »Benjamin Scheuer hat seine eigene Sprache gefunden. Mit außergewöhnlichen Musikinstrumenten schafft er eine Musik, die bei allem handwerklichen Können auch voller Humor ist. Zudem macht ihn seine Fähigkeit, mit dem Publikum in den Dialog zu treten, zu einem bemerkenswerten Musikvermittler «, begründet Dr. Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festival, die Juryentscheidung.

Paul Hindemith setzte sich für den musikalischen Nachwuchs ein und war insbesondere bekannt für sein musikpädagogisches Wirken. In seinem Sinne fördert der Hindemith-Preis herausragende junge, zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten. Seit 1990 wird der Preis im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) verliehen. Gestiftet wird er von der Hindemith-Stiftung (Blonay/Schweiz), der Rudolf und Erika Koch-Stiftung, der Walther und Käthe Busche-Stiftung und Gerhard Trede-Stiftung, der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern der letzten Jahre zählen Matthias Pintscher (2000), Thomas Adès (2001), Jörg Widmann (2002), Lera Auerbach (2005), Anna Clyne (2016), Samy Moussa (2017), Mithatcan Öcal (2021), Hannah Kendall (2022), Alex Paxton (2023) und Lisa Streich (2024).

Die Jury bestand in diesem Jahr aus Friedemann Boltes (Behörde für Kultur und Medien Hamburg), Prof. Dr. Bernd Redmann (Musikhochschule Lübeck), Dr. Christian Kuhnt (SHMF) vertreten durch Frank Siebert (SHMF), Prof. Dr. Jan Philipp Sprick (Gerhard Trede Stiftung und HfMT Hamburg) und Prof. Tabea Zimmermann (Fondation Hindemith).

Biografie

Benjamin Scheuer, geboren 1987 in Henstedt-Ulzburg, studierte in Hamburg und Karlsruhe bei Dieter Mack, Fredrik Schwenk und Wolfgang Rihm. In Freiburg promovierte er mit einer Dissertationsschrift über Georges Aperghis théâtre musical. Seine Kompositionen reichen von Orchester- und Kammermusik bis hin zu Werken mit Stimme und werden jedes Jahr in diversen Ländern von renommierten Ensembles aufgeführt. Er ist unter anderem Träger des Bachpreisstipendiums der Stadt Hamburg, des Busoni-Preises der Akademie der Künste Berlin, des Schneider-Schott-Musikpreis der Stadt Mainz sowie des Kompositionspreises der Stadt Stuttgart. Er erhielt Arbeitsstipendien für das Herrenhaus Edenkoben, das Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg, die Cité des Arts in Paris, den Künstlerhof Schreyahn, sowie das Baldreit-Stipendium Baden-Baden und wurde durch die Studienstiftung des deutschen Volkes, die Claussen-Simon-Stiftung und die Kunststiftung Baden-Württemberg gefördert. Als Gründungsmitglied des Musiker ohne Grenzen e.V. reiste er regelmäßig nach Ecuador, wo er benachteiligten Jugendlichen Musikunterricht gab. Lehraufträge für Musiktheorie, Instrumentation und Neue Kompositionstechniken führten ihn an die Musikhochschulen in Trossingen und Mainz. Im Auftrag der Akademie der Künste Berlin führt er regelmäßig Klangkunstworkshops für Kinder und Jugendliche durch.

Verleihung des Hindemith-Preis 2025

Mo, 11. August 2025 | 19.30 Uhr | Kiel, Forum für Baukultur

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